Der Runenstein U 690 Hälsingbo Weskamp, Volker Fornvännen 1-5 http://kulturarvsdata.se/raa/fornvannen/html/1987_001 Ingår i: samla.raa.se Der Runenstein U 690 Hälsingbo Von Völker Weskamp Volker Weskamp. 1987. Der Runenstein U 690 Hälsingbo. (The runestone U 690 from Hälsingbo.) Fornvännen 82. Stockholm. The author describes the runestone U 690 at Hälsingbo on Arnön and tries to verify that this stone is a produet of the famous runecarver Balle. Balle made more than 45 runestones in this region. Volker Weskamp, Tneodor-Storm-Str. 27, D-2447 Heiligenhafen, FRG. Bei Hälsingbo, auf Arno im Mälarsee, steht ein Runenstein, der in dem grofien Werk Sveriges Runinskrifter, Band 8, Upplands Runinskrifter d i e N u m m e r 690 hat (s. Abb. 1). Hälsingbo gehörte fruher zum Kirchspiel Arno, nach dessen Aufteilung im J a h r e 1943 zu Kungs-Husby. Sven B. F. Jansson beschreibt in Upplands Runinskrifter den Stein auf den Seiten 202—203. Der Text lautet: • i ka • lit • . . . nsa • at • siksan • sun sin • kup • hielbi • sal hans • uel • ,,Inga lieB diesen (Stein errichten) nach Sigsten, ihrem Sohn. Gott helfe seiner Seele gut." In der Beschreibung des Steines, die wegen der Kiirze und Problemlosigkeit des Textes recht kurz ausfällt, versucht Jansson nicht, diesen Stein einem bestimmten Runenmeister zuzuschreiben. Erik Bråte erwähnt U 690 Hälsingbo in Svenska Runrisbare nicht. Das ist ein wenig verwunderlich, denn gerade Bråte machte teilweise recht gewagte Zuordnungen. Dabei gibt es doch einige gute Grunde, die dafiir sprechen, dafi der Stein von einem der hervorragenden Runenmeister Upplands gefertigt wurde, nämlich von Balle. Balle hat im westlichen Uppland, im angrenzenden Västmanland und im nördlichen Södermanland nicht weniger als 24 Steine signiert (wobei die Signatur auf U 712 Skeberga, Kirchspiel Kungs-Husby gestört ist). Mindestens 20 weitere Steine ohne Signatur können ihm mit mehr oder minder grofier Wahrscheinlichkeit Abb. 1. Der Runenstein U 690 Hälsingbo, Kirchspiel Kungs-Husby. Foto ATA. — Runstenen U 690 Hälsingbo, Kungs-Husby sn. Förmännen 82 (1987) 2 V Weskamp EE EE K ar ^ Abb. 2. Vergleich der Runen fiir I, u, b, h und t. Oben U 690, unten U 703 Västra Väppeby (die I-Rune von U 739 Gådi, Boglösa Kirchspiel.) —Jämförelse av runorna I, u, b, h och t. Ovan U 690, nedan U 703 Västra Väppeby (Irunan frän U 739 Gådi, Boglösa sn.). zugeschrieben werden. Im folgenden soll versucht werden, die Merkmale aufzuzählen, die dafiir sprechen, dafi auch der Stein von Hälsingbo ein Werk Balles ist. Die Linien sind tief und gerundet, schreibt Jansson, eine Beschreibung der Technik Balles, die bei fast allén seinen Steinen wiederkehrt. Dafi die Ritzung insgesamt einen verhältnismäBig klumpigen Eindruck macht, mag eventuell an der unebenen Oberfläche des harten Gesteins liegen, die dem Meister hier zur Verfiigung stånd. Die Formen der Runen sprechen durchaus dafur, dafi Balle diesen Stein geritzt hat. Im einzelnen: Bei der I-Rune, wie auch häufig bei den Runen r, U und b, setzt Balle den Nebenstab oft ein Stiick neben dem Hauptstab an (Runenformen s. Abb. 2). Die a- und die n-Runen haben zweiseitige Nebenstäbe. Balle variiert, bei ihm kommen auph einseitige Nebenstäbe vor. Die Steine mit zweiseitigen Nebenstäben uberwiegen etwa im Verhältnis 2:1. Die Nebenstäbe der t-Rune setzt Balle oft etwas tief an. Häufig treffen auch die Nebenstäbe nicht an derselben Stelle auf den Hauptstab. Dies gilt auch fiir die h-Rune. Besonders iiberraschend ist, dafi Jansson nichts zu der fiir Balle so charakteristischen faRune bemerkt, die meistens stark einem lateinischen K ähnelt. Andere Runensteine, die weniger wie Werke Balles aussehen (z. B. U 708 Kirche von Kungs-Husby), oder heute verschwundene Steine, von denen nur noch Abbildungen vorhanden sind (z. B. U 712 und 713 Skeberga, Kirchspiel Kungs-Husby), schreibt Fornvännen 82 (1987) er, wenn auch mit Zweifel, zum Teil nur wegen der so typischen b-Rune Balle zu, oder deutet wenigstens die Mögliehkeit an, die Steine könnten von Balle sein. Die punktierten Runen e, g, y, sind die Regel bei Balle. Den einfachen Punkt (•) als Trennzeichen verwendet Balle auf der iiberwiegenden Mehrheit seiner Steine. Zwar kommt es oft vor, dafi er verschiedene Trennzeichen innerhalb einer Inschrift benutzt, aber nur vier seiner signierten und einer der nicht signierten Steine haben nicht den einfachen Punkt als Trennzeichen. Auch der Text bietet nichts, was der Annahme, der Stein konnte von Balle sein, widerspricht. Die Schreibweise ika fiir Inga ist durchaus iiblich, auf U 873 Örsunda, Kirchspiel Gryta, schreibt Balle den Genitiv IkuR. . . . n s a i liirbansa.binsa oderbensa) kommt auch sonst bei ihm vor (z. B. U 829 Furby im Kirchspiel Giresta, auf dem eben genannten U 873 Örsunda und anderen), es uberwiegen jedoch die Steine, auf denen kein Pronomen zu sbxinn tritt. Beim Schreiben des Namens Sigstainn (Siksan) ist Balle mindestens ein Fehler unterlaufen. (Ein t fehlt vor dem a, und vermutlich auch ein i vor dem n.) Schreibfehler sind aber auch auf anderen Steinen Balles nicht ungewöhnlich. Als Beispiele mögen hier almkar fiirc47mgceiR (U 749 Sävsta, Kirchspiel Husby-Sjutolft) und arker (iir Arngardr (U 735 Långarnö, Villberga Kirchspiel) dienen. Ein Teil der Fehler wurde sicherlich bei der Bemalung der Steine noch verbessert. Wie auf U 690 verwendet Balle auch sonst die Präposition at in der Bedeutung "fiir, zur Erinnerung a n " , seiten aftiR o. ä. Das Verhältnis at—aftiR bei den signierten Steinen ist 17:3, bei den nicht signierten gar 17:0. (Bei den Statistiken werden die A-Seite des Steines Vs 15 Lilla Kyringe, Kirchspiel Björksta, und der Stein bei der Kirche von Altuna — U 1161 — nicht beriicksichtigt. Die A-Seite von Vs 15 Lilla Kyringe ist möglicherweise nicht von Balle selbst geritzt worden, und auf die Gestaltung von U 1161 hatte Balle offensichtlich noch kaum Einflufi.) Drei von Balles signierten und sieben der unsignierten Steine enthalten eine Fiirbittformel. U 690 Hälsingbo Siebenmal ist das Wort ,,helfe'' (hialpi) erhalten geblieben. Davon schreibt Balle es sechsmal hielbi, einmal halbi Das Wort „Seele" ist ebenfalls siebenmal erhalten. Fiinfmal schreibt Balle sal, einmal sial, einmal — im Plural — selu. Aufierordentlich bemerkenswert ist das Wort vel (gut) in der Fiirbittformel, denn es kommt in nur fiinf schwedischen Runeninschriften der Wikingerzeit vor, davon dreimal in siidschwedischen Landschaflen. Und zwar in Västergötland (Vg 117 Kirche von Levene: kub n a , b i s e , u biRa uel), in Östergötland (Ög 220 Kirche von Östra Skrukeby: kub hnllbi snlu h n a s uel) sowie in Småland (Sm 100 Glömsjö, Kirchspiel Nävelsjö: kub hialbi ont h a n s uel). Aufier auf unserem Stein kommt es in Uppland noch einmal vor, und zwar auf dem Stein von Enberga im Kirchspiel Fröslunda (U 808). Dort heifit es: kuphielbi sal henaRuel nu. Dieser Stein ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Werk von Balle (Abb. 3). 3 Abb. 3. U 808 Enberga, Kirchspiel Fröslunda. Foto ATA. — U 808 Enberga, Fröslunda sn. Ganz im Stil seiner westuppländischen Umgebung — und Heimat — verwendet Balle das vierfiifiige Runentier. Manchmal eines, manchmal jedoch auch zwei auf einem Stein. Ein einzelnes vierfiifiiges Runentier kommt (ohne U 690) auf neun Steinen Balles zehnmal vor (auf Vs 15 Lilla Kyringe eines auf jeder Seite). Bis auf die A-Seite von Vs 15 hat Balle, wie auch auf unserem Stein, die Tiere mit dem Kopf nach rechts geritzt. Die beiden anderen bedeutenden Runenmeister Westupplands, die auch das vierfiifiige Runentier verwenden, nämlich Livsten und Tidkume, variieren mehr: auf dreizehn Steinen Livstens schaut das Tier siebenmal nach links, sechsmal nach rechts. Auf Tidkumes sieben Steinen befindet sich der Kopf viermal auf der linken und dreimal auf der rechten Seite. (Paarsteine wurden hier nicht beriicksichtigt.) Mit einem Bogen wird der Schwanz des Runentieres auf U 690 nach oben gefiihrt. Das ist auch bei der iiberwiegenden Zahl der iibrigen Steine Balles der Fall. Von neun Tieren, deren Schwanz erhalten ist, läuft er fiinfmal nach oben, zweimal nach unten (wiederum ohne Beriicksichtigung der A-Seite von Vs 15 Lilla Kyringe), zweimal handelt es sich um Stummelschwänze. Wenn wir wieder Livsten und Tidkume zum Vergleich heranziehen, so können wir fiir Tidkume sägen, dafi von seinen sechs Tieren der Schwanz zweimal nach oben gefiihrt wird (davon hat Tidkume einen Stein, nämlich Sö 205 Kirchhof von Överselö, zusammen mit Asbjörn geritzt). Viermal wird er erst zwischen den Hinterbeinen hindurch nach unten und dann entweder am Körper des Runentieres vorbei, oder durch ihn hindurch, nach oben gefiihrt. Diese Haltung des Schwanzes ist auch fiir Livsten charakteristisch: bei elf Tieren mit erhaltenem Schwanz wählte Livsten jedesmal diese Haltung. Leider ist der Kopf des Runentieres nicht mehr erhalten, das war auch schon der Fall als die ersten Zeichnungen von dem Stein gemacht wurden. Auch die zweizehigen Fiifie entsprechen den sonst von Balle verwendeten. Sehr charakteristisch sind besonders die Köpfe der beiden Runentiere, die das Runenband bilden. Fornvännen 82 (1987) 4 V. Weskamp Abb. 4. U 740 Hemsta, Kirchspiel Boglösa. Von Balle signiert. Foto ATA. — U 740 Hemsta, Boglösa sn. Signerad av Balle. Abb. 5. U 703 Västra Väppeby, Kirchspiel Veckholm. Foto ATA. — U 703 Västra Väppeby, Veckholms sn. Der Aufbau des Steines sieht folgendermafien aus: zwei Runentiere, deren Köpfe durch ein Koppel verbunden sind, laufen entlangder Aufienkanten, oben verbunden durch die "Bein e " der Tiere. Der freie R a u m in der Mitte wird durch das vierfiifiige Runentier ausgefiillt (bei anderen Steinen mit dem gleichen Muster durch das Kreuz). Denselben Aufbau wie U 690 Hälsingbo haben von den signierten Steinen: — U 740 Hemsta, Kirchspiel Boglösa (s. Abb. 4). Hier ist die Ähnlichkeit auffallend grofi. — U 819 Mysinge, Kirchspiel Kulla. Das vierfiifiige Runentier wurde hier, ebenso wie bei — U 873 Örsunda im Kirschspiel von Gryta durch das Kreuz ersetzt. Von den unsignierten Steinen hat der Stein von Västra Väppeby im Kirchspiel von Veckholm (U 703, s. Abb. 5), ebenso wie U 740 Fornvännen 82 (1987) Hemsta, eine sehr grofie Ähnlichkeit mit unserem Stein. Im Prinzip des Aufbaus gleich, nur die Köpfe der beiden die Runenrahmen bildenden Tiere oben, sind — U 724 Hummelsta, Lots Kirchspiel, und — U 735 Långarnö, Villberga Kirchspiel. Diese beiden Steine haben anstelle des grofien Runentieres jedoch das Kreuz. O b noch weitere, nur noch fragmentarisch erhaltene Steine (z. B. U 705 Öster-Dalby im Kirchspiel Veckholm) dasselbe Muster hatten, soll hier nicht untersucht werden. Obwohl Balle seine Muster stark variiert (man denke nur an seine Steine in Södermanland, zu denen man vom Typ her auch U 726 Ramby, Lots Kirchspiel, rechnen känn), ist es doch möglich, den Aufbau des Steines von Hälsingbo als typisch fiir ihn zu bezeichnen. Obwohl naturlich nicht völlig auszuschliefien ist, dafi ein anderer Ritzer hier einen Stein vom U 690 Hälsingbo "Balle-Typ" nachgeahmt hat, scheint dies doch eher unwahrscheinlich. Zu viel spricht dafiir, dafi der Stein U 690 ein Werk des in dieser Gegend sehr fleifiigen Runenmeisters Balle ist. Literatur 5 Brale, E. 1925. Svenska runristare. Kungl. Vitterhets Historie och Antikvitets Akademiens handlingar 33, Stockholm. Bråte, E. 1911—18. Östergötlands runinskrifter. Sveriges runinskrifter band 2. Stockholm. J u n g n e r , H. och Svärdström, E. 1940—70. VästergäUands runinskrifter. Sveriges runinskrifter band 5. Stockholm. Kinander, R. 1935—61. Smålands runinskrifter. Sveriges runinskrifter band 4. Stockholm. Wessén, E. och Jansson, S.B.F. 1949—51. Upplands runinskrifter III Sveriges runinskrifter band 8. Stockholm Sammanfattning Runstenen U 690 Hälsingbo som står på Arnön (numera Kungs-Husby sn) har behandlats ganska kort i Upplands runinskrifter. Inget försök har gjorts att tillskriva stenen en bestämd runristare. Inte heller Erik Bråte nämner stenen i Svenska runristare. Det är lite förvånansvärt, då särskilt Bråte ibland gjort ganska djärva försök när det gäller att hänföra runristningar till bestämda ristare. M e n det finns många drag i både inskriften och ornamentiken som gör det mycket sannolikt att stenen ristats av en känd ristare, nämligen av Balle. Balle var särskilt flitig i Upplands västra delar, de angränsande delarna av Västmanland och norra Södermanland. H a n signerade inte mindre än 24 runinskrifter och det finns minst ytterligare ett tjugotal som man med mer eller mindre goda skäl kan attribuera till honom. Ornamentiken på U 690 påminner i hög grad om den på U 740 Hemsta, Boglösa sn som signerats av Balle. Även U 703 Västra Väppeby, Veckholms sn, som ganska säkert ristats av Balle, har samma ornamentik: två långsträckta rundjur bildar runbanden och mitten pryds av det stora fyrfotade rundjuret, eller på andra stenar av ett kors. Liknande mönster har U 819 Mysinge, Kulla sn, U 873 Örsunda, Gryta sn m. m. Både det som återstår på U 690 av det stora rundjuret och huvudena på de båda rundjur som bildar runbanden är typiska för Balle. Det finns också stora överensstämmelser i runformerna: det är särskilt b-runan som liknar ett latinskt K som for tankarna till Balle, men också I-, t-, u- och t-runorna är karakteristiska för honom. I texten heter det: " I n g a lät (resa) denna (sten) efter Sigsten, sin son. Gud hjälpe hans själ väl." Det finns ingenting i stavningen eller själva texten som talar emot antagandet att Balle är ristaren. Men ett ord i texten talar för det. Ordet " v ä l " förekommer bara fem gånger i bönerna för den dödes själ — i Uppland bara på U 808 Enberga, Fröslunda sn, säkerligen en Balle-sten fast inte signerad — och här på U 690. Ganska mycket talar alltså för att det var Balle som också skrev denna bön på stenen vid Hälsingbo. Fornvännen 82 (1987)