Havor, grab 136 - bemerkungen zu einer kaizerzeitlichen fibel mit glaseinlage aus Gotland Carnap-Bornheim, Claus von Fornvännen 90:2, 65-75 http://kulturarvsdata.se/raa/fornvannen/html/1995_065 Ingår i: samla.raa.se Havor, Grab 136 - Bemerkungen zu einer kaiserzeitlichen Fibel mit Glaseinlage aus Gotland Von Claus von Carnap-Bornheim Camap-Bornhe-im, C. von. 1995. Havor, Grab 136 - Bemerkungen /n einer kaiserzeitlichen Fibel mil Glaseinlage aus Cotland. (Havor. Grave 136 - Remarks on a Roman iron age fibula with glassinlays from Gotland.) Förmännen 'Ml. Stockholm. Inlays of glass .mel seini-precious stones are frequently lötmel in graves of the Roman Iron Age in Barbaricum. One of these inventories is Havor, grave 136, which is discussed under chronological and chorological aspects. Havor, Hablingbo parish, grave 136, can be dated t" the Late Roman Iron Age (period C3/D1). The combination ol tiu- grave-goods dcarr) identifies it a-* a womans grave. The silver fibula therein was produced by a G-Otlandk craftsman using bolh iratlitiemal and innovative techniques and st y list it features. The fibula consists of four main elements: a) glassinlav b) Stamped slu-e-l foil c) which is decorated with a t-shaped 01 nament and d) arched bow. (.lass inlays are known Ironi < ioilanclic drinking horns of the Early Roman Iron Age, stamped sheet (bils are very common al the- beginning of the Late Roman Iron Age and t-shaped ornaments are found in filigree from the first century onward. These features could bc interpreted as traditional. The Construction of the bow of the fibula is innovative, for it is closely related lo iluso-called fibulas of "Type Wiesbaden", which are lounel in the- Elbe and middle Rhine area. The continuous development of Gotlandic gold and silver cratismanship could be seen as evidence ol tlie siability of social circuiiistanccs in whic h Gotlandic craftsmen were operating during the Roman Iron Age. Claus von Carnap-Bornheim, Vorgeschkhdicnes Seminar der l'lulipji\-l 'mversJUU Marburg, BiegeuslriifSe 11. 0-35032 Marburg, Germans. Mit seinem Beitrag zu d e m reichen Körpergrab aus Tibble (Uppland) in den Studien /ur Sathsen lorsch ung (1991) hat K. Andersson ernetit die Aufmerksamkeit auf eine interessante Fundgruppe der nordischen Kaiserzeit gdenkt: Gegenstände mit Glas- und Schmucksieineinlagen. Besonders in Verbindung mit der Diskussion eines aus Osten stammenden Kulinistromes, so wie ihn B. Salin defmierte (1896, S. 39 fT.; 1904, S. 45), wurden entsprechend verzierte Gegenstände als Indiz fiir tlie- siidöstliche Beeinflussung nordischen Kunstempfindens und nordischer Feinsdimiedetedmik gewertet. Dagegen konnte B. Stjernquist zeigen (1955, S. 146 ff.), daB sich in diesen Ver/ierungselementen älterkaiserzeitliche und provin5-9550S6 zialrömische Stilrichtungen vereinen nnd weiterentwickeln, ohne daB ein pontischer FanIhiB in diesem Material nachvveisbar wäre. Heute hat sich die Diskussion der Frage nach den siidöstlidien Verbindungen Skandinaviens in der jiingeren Kaiserzeit nnd friihen Völkerwanderungszeit auf andere Fundgruppen verlagert (z. B. Werner 1988). Dennoch ist das Förse liiuigsproblem der polychromen Glasund Sdnnucksteincinlagen der römischen Kaiserzeit sicherlich nicht gelöst. Mit dem folgenden Beitrag soll daher der Versuch iiiiternommen werden, das Inventar von Havor Ksp. Hablingbo, Grav 136 (Stjerna 1908, 12 IL; AEG, Nr. 338, SHM Inv. Nr. 8064) zu diskutieren und in diesem Zusammenhang die glasverzierFornvännen 90(1995) 66 Claus von Carnap-Bornheim Abb. 1. Fibel aus Havor, Grab 136. Silber, vergoldetes SilberpreBblech. M. wieaucfa auf folgenden Abbildungen ca 1:1. Foto RIK: Jan-Eve Olsson. -Silverfibulan från Havor med dess förgyllda pressbleck. te Fibel in einen skandinavischen und kontinentaleuropäischen Kontext zu steilen. Zucleni soll elie Frage nadi dem Herslellungsort des Stuckes untersucht werden. Die Voraussetzungen dafiir sind besonders giinsiig. da das Inventar in exakten Zeichnungen schon zu Beginn dieses Jahrhunderts von K. Stjerna vorgelegt wurde (Stjerna 1908, Abb. 10-15), der es somii vor der umfassenden Publikation der kaiserzeitlichen Funde Gotlands durch O. Almgren nnd B. Nerman (AF.G) zugänglich machte. Ferner erstellte Jan Eve Olsson (Statens Historiska Museum) eine Reihe ausgezeichneter FotOS, die eine ausreichende Grundlage auch fiir Detailbeobaditungen bieten. Das Inventar und seine Datierung Dir silbeme Fibel (ÄEG, Abb. 494; hier Abb. 1). Die Fibel ist 86 mm läng, 47 mm breit und 31 mm Fornvännen 90(1995) hoch. Sie känn keiner der von Almgren definierten Gruppen (.Almgren 1923) zugeordnet werden. In ihren Verzierungen entspricht sie zwar den monsliösen Fibeln der Gruppe A VII 216/217, im Gegensatz zu diesen Varianten weist sie aber einen festen Nadelhalter auf und ist wegen dieses Konstruktionsdetails eher der zweiten Serie der Gruppe VI zuzuordnen. Der holile-, aus Silberblech gefertigte Biigel ist in seinem Querschnitt gewölbt und zeigt einen glei( ImiäBig gei undelen Verlauf, die Spirale hat drei Windungen anf jeder Biigelseite, die Schne liegt unter dem Biigel. Die Fibel ist aus Silber gelertigt und mil insgesamt vier runden Scheiben auf Biigel, Spiraladise und Biigdverlängerimg versehen, die jeweils mit vergoldeten SilberpreBblechen verziert sind. Massive Silberringc hissen die PreBbleche, die durch prolilierle Silbemiete auf der Grundplatte beléstigt sind. Huvor. Grab 116 - Bemerkungen tu einer kaiserzeitlichen Fibel Vergoldete SilberpreBbleche, die von einem massiven Silberdraht umgelien sind, verzieren leiner den oberen und unteren Biigelansatz sowie die verlängerte Spiralachse. Auf der ovalen FuBscheibe befindet sich ein Silberblediring. der ein vergoldetes SilberpreBblech umschlieBl. In dessen Öffnung befindet sich eine silberne Kästchenfassung, die eine spitzovalc blaue Glasperle fixiert. Der FuB sdilieBl mit einem vergoldeten SilberpreBblech, zwei massiven Silberdrälilen und einem vasenlörmigen Knopf ab. Zu diesem Stiick sind direkte Parallelen weder aus Gotland noch aus dem iibrigen skandinavischen Bereich bekannt Weniger reich verziert, in Gestaltung und Ausfiihrung aber mit dem Stiick aus Havor vergleichbar, ist eine Fibel aus einem Körpergrab aus Vallstenarum, Gotland. Schon K. Stjerna stellte diese beiden Stiicke nebeneinander (Stjerna 1908, S. 121. Abb. 16). Das reiche Inventar aus Vallstenarum bietet zahlreiche Datierungshinweise, so durch den Kamin, die Schnalle und das Facettschlillglas. Zuletzt hat sich F.. Straume mit diesem Fund auseinandergesetzt und ihn in einen späten Abschnitt der Periode C 2 datiert (Straume 1987, S. 115 1'.; Kat. Nr. 76). Auch U. Lund I lansen setzt dieses Inventar in die Periode C 2 (Lund Hansen 1987, S. 449); zu einem entspredienden Ergebnis kommt (. Ilkjaer bei seiner Bearbeitung der Kämme und Schnallen aus skandinavischen Gräbern (Ilkjaer 1993, S. 398 u. 494). Leider ist aufgrund der vorliegenden Zeichnungen der Fibel aus Vallstenarum keine Beurteilung des Biigelquerschnittcs und der Gestaltung der Nadelrast möglich, so daB sie nur bedingt mit der Fibel aus Havor, Grab 156, verglichen werden känn. Zur Datierung des hier diskutierten Inventares aus Havor känn die Fibel aulgrinicl fehlender direkter Parallelen somit nicht herangezogen werden. Die beiden bronzenen Fibeln {ÄEG, Abb. 487; hier Abb. 2: 1). O. Almgren bildete eine der beiden bronzenen Fibeln aus dem hier diskutierten Grab als Leitförm 169 innerhalb seiner Gruppe 6, den Fibeln mit umgeschlagenem FuB, ab (Almgren 1923, Tal. 7, 169) und stellte fest, daB dieser Fibeltyp im gesamten europäischen Barbaricum der jungeren römischen Kaiserzeit verbreitet ist (ebd., S. 86). Zu einem vergleichliaicn 67 Ergebnis kommt M. Schnlzc (Schulze 1977, S. 18 1.), die das Fibelpaar aus Havor, Grab 136, ihrer Gruppe 8 /uorclnet. Diese wird ti. a. durch den parallelen laceltierten Veiianl von Biigel und FuB definien. Auch durch ihre detaillierle Typendefinition ei geben sich keine exakten Datierungen oder spezifischen Verbreitungsbilder fiir diesen Fibeltyp. Fibeln der Gruppe A VT 169 können nur allgemein der jiingeren römischen Kaiserzeit zugewiesen werden. Die Schnalle (ÄEG, Abb. 527; hier Abb. 2: 2). Die aus Havor, Grab 136, vorliegende eintcilige Schnalle ist aus Bronze gegossen. Sie zeichnet sich durch einen trapezoiden Biigel nnd eine (Ireilliigelige Riemenkappe aus. O. Almgren und B. Nerman steilen dieses Stiick neben eine Schnalle aus Nybjärs, Ksp. Hörsne (ÄEG, Abb. 52S). Aus diesem Grab kennen wir auBer diesem Stiick einige Giirtelbeschläge, die der Gruppe 11 nach J. Ilkjaer zuzuweisen sind (Ilkjaer 1993, Abb. 150) und daher in die Periode C; 3/D 1 datiert werden können. Dieser zeitlidie Ansatz wird durch eine Parallde aus dem Moorfund von Ejsböl Siid gestiitzt (Orsnes 1988, Taf. 59, 9). Auch bei diesem Stuck handelt es sich um eine bronzene Schnalle mit fester Riemenkappe, diese ist jedoch im Gegensatz zu dem Stiick aus Havor geschlossen, so dafi ein rechteckiger Rahmen entsteht. Audi aus dem Grab aus 'Tibble liegt eine cinteilige Schnalle mil rechteckigein Rahmen vor (Salin 1896, Abb. 24). K. Andersson setzt dieses Inventar in einen späten Abschnitt des 4. Jahrhunderts (Andersson 1991, S. 10), was der Datierung des Stiickes aus F.jsli0l Siid entsprechen diirfte. Fiir die Schnalle aus Havor ergibt sich somit analog zu Ejsbfd Siid eine Datierung in die Periode C 3/D 1 (llkja-r 1990, 201). Diese zeitliche Einordnung belegen auch die einteiligen Schnallen mit ovalem Biigel (z. B. Sättra), die der Bewaffnungsgruppe 11 nach Ilkjaer zugeordnet und somit ebenfalls an das Ende der jiingeren römischen Kaiserzeit bzw. den Beginn der Periode D 1 datiert werden können (Ilkjaer 1993,371 f.;Abb. 150). DU Riemenzunge (ÄEG, Abb. 515; hier Abb. 2: 3). Nur schwer einzuordnen ist die bronzene Fornvännen 90(1995) 68 Claus von Carnap-Bornheim 1 Abb. 2. Zusamnienstellung der iibrigen Funde aus Havor, Crab 136. Allés nach ÄKt. Die untere Reilie von (ilasperlen jedoch neu ge/.eichnet. M. 1 : L N r b M 1/2.-Övriga fvnd ur grav I3(i. durchbrochene Riemenzunge aus dem hier diskuiicrten Inventar. Sie weist ein gespaltenes Riemenendstiick auf, die trapezoide Niclplaiic ist mit einem Kreisaugenmuster verziert. Das konkavt- Mittelteil ist dreieckig durchbrochen, Fornvännen 90(1995) nnd ist mit seiner Spitze auf eine runde, dtirchloclite Scheibe am unteren Ende des Beschlages ausgerichtet. Der untere Feil der Riemenzunge ist, wie auch du- Schnalle, mit einem dreifliigeligen AbschluB versehen. Auch hier befinden Havor. Grab 136 - Bemerkungen zu einer kaiserzeitlichen Fibel sich Kreisaugen; das gesamte Stiick wird von einer randbegleitenden Linie umgeben. Diese Riemenzunge känn nur bedingt mit bekanntem kaiserzeitlichen Material paralldisiert werden. O. Almgren und B. Nerman verglichen sie mit einem Stikk ohne Fundort aus Gotland (ÄEG Taf. 35, 514), neuere Parallelen sind mir nicht bekannt. Auch im Material aus F^jsböl Siid tauchen entsprechende Stiicke nicht auf. Die Riemenzunge ans Havor, Grab 136, darf in eine typologische Reihe integriert werden, deren Ausgangspunkt in der j u n g e r e n römischen Kaiserzeit, etwa im Material aus Illerup, gesucht werden känn (Ilkjaer 1993, Abb. 35). Zwar fehlen im von J. Ilkjaer voi-gelegten Material rechteckige oder trapezoide Nietplatten, wie sie aus Gotland vorliegen, dafiir sind im Inventar der jungt-rkaiserzeitlidien Mooropfer zahlreiche Varianten von Rieinenzungen mit ringförmigem Mittelteil und gespaltenem Riemenendstiick bekannt (vgl. Ilkjaer 1993, Abb. 33 u. 35). Die Weiterentwicklung dieses F.lementes iiber den zweiten Abschnitt der jiingeren römischen Kaiserzeit hinaus belegen zahlreiche gotländische Riemenzungen aus der friihen Völkerwanderungszeit (VWZ, Taf. 12). Die Fingerringe (AEG, Abb. 361 u. 5US; hier Abb. 2: 4-5). Insgesamt drei Fingerringe wurden in Havor, Grab 136, entdeckt. Es handelt sich dabei um zwei Ringe mit glatter, im Querschniti a n n ä h e m d rechteckiger Ringschiene eks Typs Beckmann Gruppe 1, Form 5 (Beckmann 1969, S. 28 I.) sowie um einen vom Typ Beckmann Gruppe 3, Form 11 (ebd., S. 32 f.), sogenannte Mehrfädn inge. Während zuniindesl die goldenen Ringe der Form 5 aus dem gesamten skandinavischen Raum, wenn auch mil einem deutlichen Schwerpimkt in Gotland nnd Oland, während der römischen Kaiserzeit vorliegen (Andersson 1993, Taf. 5), sind goldene Ringe der Form 11 a last ausschlieBlich in Gotland entdeckt worden (ebd., Taf. 8). Goldene Ringe der Form 5 liegen aus skandinavischen Gräbern während der gesamten römischen Kaiserzeit vor, dagegen handelt es sich bei den Ringen der Form 11 in aller Regel um F.inzelfinide (vgl. Andersson 1993), die eine schärfere Datierung nicht erlauben. Nicht ganz eindeutig 69 sind die Angaben iiber das Material, aus dem die drei Ringe aus Havor, Grab 136, gefertigt sind. Während K. Stjerna zumindest einen bronzenen Ringe beschreibt (1908, S. 13; entspiechend AEG, Abb. 508). stellen Almgren und Nerman fest, alle Ringe seien aus Silber gefertigt (AEG, S. 102). Eine neuerliche Untersuchung beider Stiicke durch Jan Peder Lamm zeigte allerdings, daB sie aus Bronze hergestellt sind. Zu einer näheren zeitlichen Einordnung des Inventarseignen sich die Fingerringe nicht. Die Oasperlen (AEG. Abb. 357. 502-504; liter Abb. 2: 6). Aus Havor, Grab 136, liegen insgesamt sieben Glasperlen vor, die sich alle im linken Halsbereich in unmittelbarer Nähe der silbernen und einer der beiden bronzenen Fibeln befanden. Die drei von Almgren und Nerman nur erwähnten, aber nicht abgebildeten roten bzw. blauen Perlen (ÄEG, S. 109, Nr. 338; hier Abb. 2: 6 untere Reihe) gehören zum Teil der Gruppe 1 nach M. Tempelmann-Maczyiiska (1985, S. 271.) an. Dieser kugelige einfärbige Perlentyp ist im gesamten kaiserzeitlichen Barbaricum verbreitet und in Inventaren der älteren und jiingeren Kaiserzeit vertreten (ebd., S. 27). Dagegen scheinen die einlachen flachkugeligen blauen Perlen der Gruppe 2, Typ 35 nach Tempelmann-Maczynska, von der in Havor, Grab 136, ein F.xemplar gefunden wurde (ÄEG, Abb. 503; hier Abb. 2 : 6 obere Reihe), schwerpunktmäBig anl den jungeren Absdmitt der römischen Kaiserzeit konzentriert zu sein (Tempelmann-Maczynska 1985, S. 29). In der geographischen Streuung im Gebiet siidlich des Ostsee innerst heidet sich dieser Typ jedoch nicht wesentlich von den Perlen der Gruppe 1 (vgl. ebd., Karte Taf. 21 und 25), fiir die skandinav isdie Halbinsel fehlen entsprechende Karderungen. Die beiden Mosaikperlen mit Rosellendekor aus Grab 1.36 in Havor (ÄEG, Abb. 357 und 504) sind der Gruppe 23 nach M. Tempelmann-Maczynska (1985, S. 58 1.) zuzuweisen. Die einzelnen Untergruppen werden nach ihrer Farbgebung unterschieden, so daB die weiBe und die griine Perle aus dem hier diskutierten Grab dem Typ 362 b und 362 e zuzurechnen sind. Wie auch die eingangs erwähnFomvännen 9<>ii995) 70 CUau von Carnap-Bornhei Der Henkel (ÄEG, Textfigur 174; hier Abb. 2: 7). Wohl aufgrund der ktirzen Endzapfen deuten O. Almgren und B. Nerman den bronzenen Henkel aus Havor, Grab 136, als Feil eines Holzeimers (ÄEG, S. 105). Er weist einen vierkaniigen Querschnitt auf und ist mit Riefen verziert. Wie eine Untersuchung von K. Raddal/ zeigt, sind die Querschnitte von Holzeimerhenkeln andi in Skandinavien in aller Regel Hachi echteckig (Raddatz 1962, Abb. 12-17). Somit muB der Henkel aus Havor nicht nolwendigerweisc Teil eines Holzeimers sein. sondern sollte eher einem bronzenen GefäB zugeordnet werden. Dies zeigt u. a. der Fund aus Vatshus, Rogaland (Straume 1987, Kat. Nr. 48; Tal. 72, 10). Das nur unvollstäntlig erhaltene GefäB aus diesem Grab weist einen Henkel auf, der wie das Stiick aus Havor mit kurzen Enclzapfen versehen ist. Fiir eine exakte Datierung von Grab 136 aus Havor ist der Henkel allerdings nicht aussagefähig. Die Keramik (AEG. TeM/tgur 185; liter Abb. 2:8). Aufgrund desaktuellen Forschungs- nnd Pnblikationsstandes känn das aus dem hier diskutierten Grab vorliegende verzierte GefäBlraginent nur sehr schwer bewertet werden. Mil seinen Verzierungsclcmcnten entspricht es aber ganz dem allgemeinen Musterschatz gotländischer Keramik der jiingeren rotnischen Kaiserzeit. Nicht abgebildet sind zwei schmale Gurlelbeschläge sowie ein lironzener Ring, der sich wohl neben dem TongefäB im nördlichen Bereich des Grabes befunden haben diirfte (vgl. ÄEG, Textfigur 189). Zudem erwähnt C. Beck mann noch einige silbcrne Drähte unbestimmter Funktion (Beckmann 1969. S. 80; Kat. Nr. 398). Ziisammenlassend känn lesigehalten werden, daB ein sie heter Dalierungsansatz aus der bronzenen RfemenschnaUe und ihrer Parallelen in F.jsli0l Siid abgeleitel werden känn. Relativt Inonologisdi muB sie der Stufe C 3/D 1 zugewiesen werden. Demnach isl Havor, Grab 136, an den Ubergang von der jiingsten römischen Kaiserzeit zur friihesten Völkerwanderungszeit /u datieren. Eine sichere absoluichronologische Einordung ist gegenwärlig allerdings nicht möglich. Die chronologische Stellung der Fibel ans Vallstenarum legt ten Perlen der Gruppe 1 und 2 erlauben diese Varianten keine sdiärfere relativt bronologisdie Datierung des Inventars aus Havor. Die eutsprechenden Stiicke siidlich der Ostsee sind aus Gräbern der Stufe C l b bis in den Horizont der Schild- und Nydamlibeln vertreten (Te-mpelmann-Maczynska 1985, S. 59). Da eine umfassende Bearbeitung skandinavijcher Ferien der römischen Kaiserzeit bislang mn liir Dänemark vorliegt (Olldag 1994), isi cine Linen clinnig der Stiicke aus Gotland nur beclingl möglich. Die Neufunde aus Hjemsted, Jiitland zeigen jedoch. daB sowohl eintärbige als auch Mosaikperlen in skandinavischen Gräbern anzutreffen sind. Dort befanden sich in Grab 16810 und 16813 insgesamt 11 Ferien der Variante 362 nach Tempelmann-Maczynska, elie von P. F.ihclberg in die Periode C I b 2 - C 2 bzw. C 2 datiert werden (Elhelbeig 1990, S. 89). Andi aus Lundeborg, Fiinen, liegen entsprechende Stiicke vor (Thomsen, Blsilcl, Harch & Midiadsen 1993, Abb. S. 75; vgl. auch zuletzt Olldag 1994). Interessant ist besonders die siebte Perle aus I lavor, Grab 136 (ÄF.G, Abb. 502). Bei diesem Stiick handelt es sich um eine polvedrische Perle, die mit einem aditlörmigen Zeichen anf d e n vier Hauptflächen verzicrl isl. Diese Perle ist der Gruppe 14, Typ 127 nach TempelmannMaczynska oder Typ 2204 nach I. E. Olldag zuzuweisen. Dieser Typ liegt im skandinavischen Material in ähnlicher Form ans l.aen, Randers Amt vor und wird hier von Olldag in die Periode C3 datiert (Olldag 1994, S. 214). Im kontinenialeureipäischen Material unmittelbar siidlich der Ostsee ist dieser Typ nur aus einem Grab in Wloscibörz (Lustebuhr), woj. Koszalin (Kr. Kollieig-Körlin) bekannt (TempelmannMaczynska 1985, S. 38, Kat. Nr. 1119). Leider e-ilaulii das Grab keine genanerc Datierung dieser Soncle-iiorm. Zwar sind polyedrische Perlen im europäischen Barbaricum weit verbreitet, jedoch tauclit ein acbtlörmiges Muster weder im reichen Perlenmaterial aus PruszczGdanski (u. a. Pietrzak &Tuszynska 1987) noch in den Gräbern der Maslomecy-Cruppe in Grodek am Bug (Kokowski 1993, Band 2) oder im Material des nördlichen Sdiwarzmeergebietes auf(Alekseeva 1982). Fornvännen 90(1995) Ilu. w, Grah 1 3 6 - Bemerkungen zu einerkaiserzeillichen E/bel aber nahe (siehe oben), daB die silbeine Fibel aus Haven, Grab 136, nicht zu den jiingsten Bestandteilen dieses Inventars gerechnet werden darf. Dafiir sind die technischen und stilist isclien Verkniipfungen beider Stiicke zu eng. Wie alt die Fibel ans Havor zur Zeit der Grablegung allerdings war, muB offenbleiben. 71 Zur archäologischen Gesthlechtsbestimrnung Auch ohne anthropologische Analyse känn liir Havor, Grab 136, vein einer Frauenbesiaiiung ausgegangen werden. Hinweise ergeben sich aus dem Fehlen von Waffen und dem Vorhandensein von drei Fibeln sowie insgesamt sieben Perlen. Ausgehend von Almgrens und Nermans Publikation (AEG) känn festgehalten werden, daB mehrere Glasperlen in ungestörten Waffengräbern der Periode IV bis V : 2 nur sehr seiten und in aller Regel als Einzelstucke auftreten (Ausnahme: Bjärs, Grab 127; ÄEG Nr. 383; vgl. audi ÄEG, Tab. 19-23), diese Fundgruppe dagegen in Gräbern ohne Wallén häufiger anzutrelfen ist (AEG, Tab. 5-8, 10-18). Die Beigabe melirerer Perlen erscheint somit gesdilechtsspezilisch. Ferner ist die Beigabe melirerer Fibeln aus gotländisdien Waffengräbern der jiingsten römischen Kaiserzeit nicht bekannt. Auch aus dieser Tatsache läBt sich ein Indiz (iir eine Frauenbestattung ableiten. Die verbleibcnden Beigaben und deren Kombination ergeben dariiber hinaus keine weiteren Hinweise, (lie diese 'I'hese sliilzen könnten. Noch ist die publizierte Datenmenge fiir das kaisci zeitliche Material Gotlands zu gering, um hier endgiiltige Aussagen lonnulicren zu können (vgl. auch Breitsprecher 1987, S. 212 11.). Es liegen allerdings sichere Indi/icn dafiir vor, daB es sidi bei Havor, Grab 136, um eine Frauenbestattung handelt. Interessant ist in diesem Zusammenhang noch ein weiterer Aspekt. I-ibelpaare mit Claseinlagen sind in Skandinavien mn in Ausnahmelälle-u naehweisbar. Auf Bornholm liegen solche Kombinationen mit Grab 126 des Crälierleldes von Slannebjerg (Vedel 1886, S. 127; 352 [ohne Abb.]) sowie mit einem gleichartigen Fibelpaar aus dem jutischen Grab von Röding Nord (mundi. Per Ethelberg, Haderslev) vor. Die Fibeln des Typs Mackeprang IX sind in Gräbern jedoch immer als Einzelstiicke niedergelegt worden (Lund Hansen 1971, S. 72 11.). Dagegen können siidlich der Ostsee zahlreiche Inventare naehgewiesen werden, in denen der foten glasodel' sdmnicksteinverzierte Fibeln paarweise beigegeben wurden. Da im Rahmen dieses Beitrages keine vollständige Fundliste vorgelegt werden känn, seien hier nur beispielsweise Grab 150 von Pruszcz-Gdanski 7 (Pietrzak & Tuszynska 1987) oder Lebus, Kr. Seelow (Leube 1975, S. 931.; Abb. 8; Taf. 17, 11-12) erwähnt. Hier deuten sich untersdiiedliche Trachtgewohnheiten beziiglich der Tragweise qualitätvoller Fibeln mit Sdnnuikstein- oder Glascinlagcn an. Die silbeme Fibel und ihr I 'm/eld Mit Glaseinlagen verzierte Gegenstände können aus dem kaiserzeillichen Cotland seit Periode IV: I nach Almgren und Nerman (entsprechend einem älteren Abschnitt der älteren römischen Kaiserzeit; vgl. Lund Hansen 1987. Abb. 10) naehgewiesen werden. Als einer der ältesten Belege känn hier eine Riemensdinalle aus dem Kirchspiel Alva (AEG Taf. 9, 132; Kat. Nr. 88) angefiihrt werden. Etwas jiinger diirfte die Gruppe entsprechend verzierter Trinkhornketten zu datieren sein. Es handelt sich dabei um zwei Trinkhornketten aus dem Kirchspiel Linde (Lithberg 1928, S. 197; Fig. 103; ÄEG 42; Taf. 19, 282 u. 284) sowieeine Kette ohne Fundort (SHM Inv. Nr. 7571: 470, m u n d i Jan Peder Lamm), die der Periode IV: 2 nach .Almgren und Nerman (entsprechend einem jiingeren Abschnitt der älteren sowie einem älteren Abschnitt der jiingeren Kaiserzeit; vgl. Lund Hansen 1987, Abb. 10) zuzuweisen sind. Auf der Schnalle und auf den Ketten sind blanc- und rote Glasperlen in regelmäfiiger Anordnung geliiBt. Entsprechende Farbkombinationen sind im schwedischen Material erst im jiingsten Abschnitt der römischen Kaiserzeit erneut naehweisbar (Tibble: Salin 1896, S. 36: Kabbarp: Månadsblad 1901-02, 100; Fig. 29. 30). Auf diesen jungeren Stocken werden rote, blaue und griine Perlen bzw. S( liniiie ksteine kombinici t. In der tedinischen und stilistisc hen Ausfiihrung sind elie gotländischen Trinkhornketten sehr homogen und nur schwer mil dem kontinentaleuropäiFomvännen 90(1995) 72 Claus von Carnap-Bornheim lang noch nicht ideniifiziert worden. Es känn meines Erachtens aufgrund der formålen Ähnlichkeit aber neben die Y-ftii migc-n ()i namcnic gestelit werden, die in einer Reihe von Beil lägen analysiert wurden (z. B. Nylén 1968, 83 IL; Andersson 1987, S. 142 f; 1991, S. 219 f: Ahl.. 14 u. 17). V-lörmige Ornamente sind auf goldenen Berlokken genauso wie auf goldenen Armbanden! zu linden (Andersson 1991, Fig. 11 u. 17), wobei sie sowohl in massivein Filigran als auch in Punztechnik ausgefuhrt wurden. Zeitlich können Y-fÖrmige Ornamente von der älteren bis in die jiingcre römische- Kaiserzeit verfolgt werden. Andersson interpretiert dieses Ornament im AnsdiluB an Nylén als stilisierte Stier- tider Kuhköpfe und bringt sie mil bestimmten religiösen Vorstellungen in Verbindung (.Andersson 1989, 75 f.). Dabei känn liir Gotland eine deutlidie Entwicklung von einer konkreten zu einer stilisierten Darstellung bin naehgewiesen werden (.Andersson 1991, S. 219 f.). Auf PreBblechen sind T-Iörmige oder ahnliche Ornamente wie anf der Fibel aus Havor, Grab 136, bislang noch nicht beschrieben worden. Die hier cliskniierte Fibel stellt dafiir den ersten Beleg dar. Zusammenlässend känn festgehalten werden: Die blaue Glaseinlage, die Form der Perle und die Verwendung eines 1 -förmigen Motivs auf dem PreBbledi zeigen, daB diese Fibel mil hoher Wahrscheinlichkeit von einem gotländischen Feinschmied hergestellt wurde. Es wurde bereits weiter oben darauf bingewiesen, daB sich mit der blauen Glaseinlage nnd dem T-lörmigen ()i nameiit auf der Fibel aus Havor, Grab 136, älterkaiserzeitlidie Traditionen nachweisen lassen. Dagegen sind elie mit vergoldeten PreBblechen verzierten Scheilien auf dem Biigel und der Spirale Elemente, die erstmals in der jiingeren Kaiserzeit Skandinaviens auftreten und (lic in dieser Periode zum allgemeinen Repertoire skandinav is( ber Handwerker gehören (Stjernquist 1955, S. 147 ff). Mil PreBblechen verzierte Biigclsdieiben, so wie sie bei der Fibel aus Havor, Grab 136, vorliegen, sind in Skandinavien seit der PeriodeC 2 zu finden (Lund Hansen 1971, S. 72 f; dieses Verzierungsdetail ist ein Delinitionskiiterium liir den Typ Mackeprang IX). Bemerkenswert ist, daB die Scheilien auf den verlängerten schen Material vergleichbar (Andrzejowski 1991, Abb. 12; Karte 23). Polychrome Glaseinlagen, wie auf der Fibel aus Havor, Grab 136, finden somit ihre Wurzeln iin c-inbeimisdien Handwerk. Die so verzierten Gegenstände (/.. B. Trinkhornketten) sind von groBer hanelwerklidier Qualität, ohne dafi (lie betreffenden Fundgruppen regdhaft mit farbigen Einlagen versehen worden wären. Aufgrund der blauen GlaseinlagC känn die silberne Fibel aus Havor. Grab 136, somit nicht als fremdes FJement, als vielleicht imporiiertes Stiick betrachtet werden. Vielmehr ist sie in eine, wenn auch sehr liickenhafte, Reihe gotländischer Feinschmiedepiodukte einzureihen und diirfte auf der Insel selbsi hergestellt worden sein. Diese Vermutung känn durch weitere Indizien gestiitzt werden. Charakteristisches Merkmal der hier diskutierten Fibel ist die spitzovale Form der blauen Clasperle auf der FuBplatte. Blaue Glaseinlagen sind im kaiserzeitlichen Material des europäischen Barbarikums häufig vertreten, andere Farben, wie rot oder giiin. bilden eher die Ausnahme (Stjernquist 1955, S. 158 ff.). Wichtig ist jedoch die Form der Clasperle. Während sich auf kaiserzeitlichen Fibeln in aller Regel runde oder ovale Claseinlagen befinden, isl eine spitzovale Glaseinlage nur noch von der Fibel aus Himlingöje, Baunehöj (1835) bekannt (Lund Hansen 1971, S. 73 f.; Fig. 1). Im kontinentaleuropäischen Material, z. B. bei glasverzierten Se liildlibeln der Periode C 3, werden entsprechende Perlenlörmeii nicht verarbeitet. Weder im skandinavischen noch im kontinentaleuropäischen Material des jiingsten Absdinitts der römischen Kaiserzeit sind direkte Parallelen zu der hier diskutierten Fibel bekannt. Diese Tatsache darf lediglich als Hinweis, nicht jedoch als Ineliz ftir die gotländische Provenienz der silberncn Fibel aus Havor, Grab 136, gedeutet werden. In diesem Zusammenhang isl sicherlich das bente noch erhaltene Zierblech anf dem Biigelansatz wichtiger. F.s handelt sidi dabei um ein vergoldetes SilberpreBblech, das durch massive silberne Dräbte gefaBt wird. Auf diesem PreBblech befindet sich der Abdruek eines einfachen Perldrahtes, der ein T-ftirmiges Ornament clarstellt. Auf PreBblechen der jungeren römischen Kaiserzeit sind entsprechende Ornamente bisFornvännen 90(1995) I ^ ^ H Havor. Grab I 36 - Bemerkungen zu einer kaiserzeillichen Fibel Spiralen der Fibel aus Havor ihre Vorläulér auf elen nionstieisen Fibeln der Gruppe A VII 216/217 linden. F.s handelt sich dabei um die Fibel ans dem Kirchspiel Lau (Arne 1925; S. 81; Abb. 55), die aufgrund ihrer formålen Elemente eindeutig mit dem Stiick aus Havor zu verbinclen ist. Cliarakteritisdi fiir die Fibel aus Lau sind mehrere preBblechverzierte Plätten, die iiber der Spirale angebracht sind. Auf diesen befinden sich vergoldete SilberpieBbleche, die durch einen profilierten Niet mit der Grundplatte verbunden sind. Obwohl diese Fibel als Einzelfund zu betrachten ist, darf sie aufgrund des hohen Nadelhalters in die Periode C 1 dalierl werden. Sie ist damit älter als (lie Fibel aus Havor, Grab 136, und känn so als eine ihrer typologischen Vorläulér betrachtet werden. Etwas jiinger als die Fibel aus Havor. Grab 136, diirfte eine ebenfalls mil preBlilechverzierten Scheiben versehenc Fibel aus Hägvards, Hall socken, sein (Äijä 1974, S. 113). Die Fassung der PreBlileche durch gerundcte Silberlilcdiringe entspricht ganz dem Stiick aus Havor, in der dreieckigen Anordnung der Scheilien im oberen Kopfbereich der Fibel wird jedoch ein Muster deutlich, das auf jiingcre Fibeln hinweist. Ein charakteristisches Merkmal der hier diskutierten Fibel stellt der aus relativ starkcni Blech gearbeitete gewölbte Biigel dar. Dieses Element ist bei Fibeln der älteren und mil tieren römischen Kaiserzeit im Bereich siidlich der Ostsee besonders bei den Armbriislfilieln mit lestem Nadelhalter naehgewiesen (Schulzc 1977, Blattquerschnitl 9). Im skandinavischen Material niu diese Bugellorm allerdings nur in Ausnahmelällen auf Fiinen auf (ebd., Gruppe 197: Frcltofte; Gruppe 199: Sanderumgärd; Gruppe 206: Hjadstrup; Gruppe 231: Brostorp, Oland). Siidlich der Ostsee sind gewölbte Biigel am Ende der römischen Kaiserzeit primär bei den Fibeln des Typs Wiesbaden zu linden (ebd., Gruppe 180, 202, 208, 231, 236, 237). Diese Fibelvariante känn nach Werner durch die Armbrustkonstruktion mit langer Spiralrolle, die untere Sehne mit durchgesteckter Achse, einem verzierten Fibelkörpcr aus Bronze- oder Silberblech und durch die rhombische bis spitzdreieckige oder herzftirmige FuBplatte definiert werden (Werner 1981, 73 S. 227). Sieht man vom letzten Kriterium ab, so sind die verbleibenden Elemente auch auf der Fibel aus Havor naehweisbar. Sie unterscheidet sich allerdings deutlich von den Fibeln des Typs Wiesbaden durch die preBlilechverzierten Scheilien im Biigel- und Spiralbereich. Wie htig erscheint jedoch, daB sich mit dem aus Silberblech gearbeiteten gewölbten Biigel ein spezifisches Charakteristikum wiederfindet, das elie- besten Parallelen in den gleich alten Fibeln des Typs Wiesbaden findel. Hier känn auf einen intensiv-en Kontakt zwischen gotländischen und elbgermanisc hen bzw. mittelrheinischen Feinschmieden geschlossen werden. Dieses Detail - der hohlgewölbte Biigel - stellt zugleich aber auch ein Element dar, das im gotländischen Material, so wie es heute aufgrund der vorliegenden Publikationen zngänglidi ist, fremd erscheint nnd das nur durch AuBenkontakte erklärt werden känn (vgl. Åberg 1956, S. 203 f.). Das aufiergewöhnliche äufiere Erscheinungsbild der Fibel aus Havor, Grab 136, erklärt sich aus einer besonderen Mischung traditioneller und innovativer Elemente. Vielleicht ist dies der Grund dafiir gewesen, daB sie O. Almgren in seinem Werk nicht beriicksichtigte. Andererseils belegt sie aber auch, dafi im gotländischen Material koniinentaleinopäisdic Einflusse in einer Periode siebtbar werden, in der sich die groBen Völkerwanderungen ankiindigten. Fiir die typologischen Entwicklungen, wie sie z. B. im Fibelmatei ial der römischen Kaiserzcil naehgewiesen werden können, sind wohl in erster Linie die Fcinschmiecle und deren handwerkliche Traditionen und Cewolniheilen veraniwortlich zu maehen. Die F"ibel aus Havor, Grab 1.36, ist ein eindrucksvolles Beispiel liir die Kombination traditioneller und innovativer FJemente. Es känn vermutet werden, daB kemlinuierliche Entwicklungen im I-Vinsch miedebereich auch ein Ausdruck relativ stabiler gesellschaltlidier Verhältnisse sind, in denen elieFeinschmiede der römischen Kaiserzeit Gotlands produzierten nnd experimentierten. Erst eine umfassende Untersiidiung der hier angesprochenen Phänomene im gesamten Barbaricum wird dahinter verborgene Strukturen cleiitlicher hervortreten lassen. Fornvännen 90(1995] 74 Claus von Carnap-Bornheim Lund Hansen, U. 1971. Blik-Og Clasornainenlere-de Fibler al Mackeprang Type IX. Aarböger for Nordisk Oldkyndighed og Historie: 72-119. — 1987. Römischer Import nn Xinden. Nordiske Forlidsininder Ser. B. band K). K0benhavn. Nylén, E. 1968. Die ältesie- Gokbchmiedekunst der nordischen Eisenzeit und ihr Ursprung, Jahrbuch des Römisili-Cermaniselien /enlriilmusenms Mainz fö: 75-94. Olldag, I. E. 1994. Clasperler i danske fund Ira romersk jernalder. Aarbtger for Nordisk Oldkyndighed og Historie: 193-278. 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Fornvännen 90(1995) Havor, Grab 136 - Bemerkungen zu einer kaiserzeitlichen Fibel 75 Havor, grav 136 - kommentarer kring en på Gotland funnen silverfibula från senromersk järnålder med glasinläggningar Somrarna 1884-1887 undersökte den sedermera som Osebergsskeppets utgrävare så bekante gotländske arkeologen Gabriel Gustafsson ett avsevärt antal järnäldersgravar pä det stora gravfältet RAA 50 i Hablingbo socken pä Cotland. Pä detta finns än idag 370 synliga gravanläggningar. Under 1886 ärs kampanj fann Gustafsson i skelettgrav nr 136 den mycket konstfärdigt utförda silverfibula som föranlett ovanstående uppsats. 1 lyndkombinalionen ingick ytterligare tvä fibulor. Dessa är av brons och identiskt lika. Vidare fann han två trådsmala silverfmgerringar, en bronsfingerring, en praktfull sölja a\ brons med genombruten ram. två smala bältebeslag och elt remändebeslag av brons samt av samma metall ytterligare en ring sann en bank till ett ämbar. I fyndkomliinaiionen, vars sammansättning klan vittnar om att vi har att göra med en kvinnograv ingår även sju glasflusspärlor och en stämpelornerad keramikskärva. Flera av föremålen har sä karakteristisk utformning att graven klart kan dateras till elet sena skede av den romerska järnåldern som enligt Eggers system betecknas som period C. 3/D 1. Silverfibulan är ett unikt exemplar och verkar exotisk i sitt sammanhang men visar ändå en formgivning och tekniska egenheter som är så speciella att de avslöjar sin upphovsman som en gotländsk hantverkare väl förtrogen med traditionell teknik men seim också var väl fortrogen med nya internationella trender inom dåtidens smyckekonst. Spännet har fyra särskilt utmärkande egenskaper, nämligen glasinläggningar, pressblee ksui nc-ring, T-formiga stämplar på densamma samt välvd båge. Glasinläggningar förekommer redan under tidig romersk järnålder på gotländska dryckeshorn dä också stämplat pressbleck är mycket vanligt. T-formiga ornament i filigranteknik förekommer fr. o. m. dei första århundradet. Dessa element betecknar författaren som traditionella medan bägkonstruktionen uppfällas som ell nytt inslag som anknyter spännet till den kontinentala fibulatyp som lätt beteckningen Wiesbaden och främst förekommer i västra Tyskland vid Elbe eich mellersta Rhen. Von Carnap-Bornheim ser i det gotländska gnid- och silversmidet en lugn och obruten utveckling som tyder på stabila sociala förhållanden på ön u n d e r den romerska järnåldern. fm Peder Lamm Fornvännen 90(1995]